Wissenstransfer für Nachhaltige Entwicklung ermöglichen und fördern. Empfehlungen für Forschung und Wissenschaftspolitik aus dem Forschungsprojekt „Indikatoren zu regionalen Wissenstransferstrukturen für Nachhaltige Entwicklung (IreWiNE)

Bizer, K. & Führ, M. (2022). Wissenstransfer für Nachhaltige Entwicklung ermöglichen und fördern. Empfehlungen für Forschung und Wissenschaftspolitik aus dem Forschungsprojekt „Indikatoren zu regionalen Wissenstransferstrukturen für Nachhaltige Entwicklung (IreWiNE). In Lange, J., Bizer, K., Führ, M., Hirschmann, D., Horstmann, E. & Winkler-Portmann, S. J. (Hrsg.). Regionaler Wissenstransfer für Nachhaltige Entwicklung? Loccumer Protokolle, Band 61/2022. Rehburg-Loccum, 105-112.

Eine Innovationspolitik, die Nachhaltige Entwicklung verfolgt wie beispielsweise in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie ausgedrückt, sollte regionale Wissenstransfersysteme entsprechend nutzen. Hierbei sollten die Rahmenbedingungen des Wissenstransfers so entwickelt werden, dass sie eine grundlegende Ausrichtung (engl. "directionality") der Innovationsprozesse auf Nachhaltige Entwicklung aufbauen und aufrechterhalten. Die Funktionen, denen nicht-nachhaltige Praktiken dienen, sind neu zu denken.

Auf Nachhaltige Entwicklung ausgerichtete Wissenstransfersysteme erfordern spezifische Kompetenzen und Wissensbestände sowie neue Formen der Zusammenarbeit in ziel- und ergebnisorientiert angelegten Prozessen. Erfolgreicher Transfer im vorgenannten Sinne benötigt aber vor allem inhaltliche Kompetenzen: Dazu gehört eine eigene fachliche Expertise, die auch die Fähigkeit einschließt, interdisziplinäre Teams gezielt zu unterstützen. Für transdisziplinäre Prozesse ist die Fähigkeit gefordert, passend zum Stand der Kooperation geeignete Interaktionsformate zu identifizieren, anzuwenden und begleitend zu evaluieren. Gefragt ist damit ein neues akademisches Berufsfeld.

Ein nachhaltigkeitsorientierter Wissenstransfer adressiert komplexe Herausforderungen, die viele Akteure betreffen, die einen weiten Zeithorizont einnehmen müssen und deren Problemstellungen nicht einfach und präzise zu benennen sind. Wissenstransfersystemen stehen damit insbesondere vor der Herausforderung, die Transfer-Beteiligten aus Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft mit ihren Wissensbeständen zu verbinden, eine gemeinsame Ausrichtung mit entsprechenden Umsetzungsstrategien zu finden sowie Interessenkonflikte zu adressieren.

Um die Ausrichtung auf Nachhaltige Entwicklung in den Wissenstransfersystemen zu prüfen, lassen sich Indikatoren anwenden, wie sie das IreWiNE-Projekt entwickelt hat. Weiterer Forschungsbedarf besteht unter anderem im Hinblick darauf, wie sich das im Entstehen begriffene akademische Berufsfeld des „Integration Experts" für transdisziplinäre Prozesse genauer konturieren und durch Qualifizierungsprogramme für solche Postgraduierte attraktiv machen lässt, die bereits über einen Erfahrungsschatz aus transdisziplinären Teams verfügen.

Für Rückfragen zu den Ergebnissen dieser Studie steht Prof. Dr. Kilian Bizer zur Verfügung.
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