Webscraping als Instrument zur tagesaktuellen und umfassenden Strukturanalyse des Handwerks
Proeger, T., Meub, L. & Bizer, K. (2021). Webscraping als Instrument zur tagesaktuellen und umfassenden Strukturanalyse des Handwerks. Göttinger Beiträge zur Handwerksforschung (Heft 55). Göttingen.
Auf Basis der Handwerksrolle der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen analysiert diese Studie die digitalen Präsenzen der Mitgliedsbetriebe. Von den 7.422 Betrieben des Kammerbezirks (Stand Frühjahr 2020) sind rund 90 % der Betriebe im Internet auffindbar; eine eigene Website unterhalten 3.661 Betriebe. Diese Webseiten wurden für eine Webscraping-Analyse genutzt.
Die Studie illustriert dabei das große Potenzial des Webscrapings für die Informationsgewinnung über die Betriebe eines Kammerbezirks. Durch das effiziente Durchsuchen aller durch die Betriebe veröffentlichten Inhalte können allgemeine Aussagen über den Kammerbezirk, über Gewerbegruppen oder einzelne Gewerke getroffen werden, die auf einer strategischen Ebene bei der Entscheidungsfindung unterstützen können. Ebenso kann auf operativer Ebene die Suche nach Betrieben mit spezifischen Eigenschaften, Zielen oder Technologien deutlich effizienter und umfassender erfolgen, was für die Ausrichtung von Angeboten der Kammer von großem Vorteil sein kann.
Um die breite Einsetzbarkeit des Webscrapings zu illustrieren, werden folgende Auswertungen beispielhaft vorgenommen:
- Strukturanalyse der digitalen Präsenz des Handwerks im Kammerbezirk, die eine umfassende Stärken-Schwächen-Analyse ihres Digitalisierungsgrads im Bereich des Marketings ermöglicht.
- Eine Analyse der Verlinkungen auf allen Webseiten, die Aufschluss über Vernetzungsstrukturen und Einbindung in Wertschöpfungsketten der Betriebe gibt.
- Eine Strukturanalyse der Nutzung von Social Media als Ergänzung oder Substitut der Webseiten.
- Eine Detailsuche nach der DSGVO-Kompatibilität der untersuchten Webseiten.
- Eine Strukturanalyse der digitalen Fachkräftegewinnung sowie Identifikation von digital besonders aktiven Betrieben, die als Best-Practice-Beispiel dienen können.
- Eine Analyse der Innovationstätigkeit der Betriebe durch eine Stichwortsuche aktueller, innovativer Technologien.
- Eine Detailsuche nach der Nutzung von 3D-Druck und Drohnen und eine kartografische Darstellung der Betriebe, die diese Technologien nutzen.
- Eine Analyse, welche Betriebe Forschungsvernetzungen pflegen und welche Betriebe Online-Shops betreiben.
- Eine Strukturanalyse der Reaktion der Betriebe auf die Corona-Lage.
Für alle diese beispielhaft herausgegriffenen Bereiche können sowohl strukturelle Aussagen getroffen als auch individuelle Betriebe identifiziert werden.