Personality and regional innovativeness: An empirical analysis of German patent data

Reher, L., Runst, P. & Thomä, J. (2024). Personality and regional innovativeness: An empirical analysis of German patent data. Research Policy, 53 (6), 105006.

Es wird zunehmend anerkannt, dass eine breitere Perspektive erforderlich ist, um die Heterogenität der regionalen Innovationsmuster zu verstehen und zu erklären. Einen solchen Ansatz bietet das interaktive Innovationsmodell, das - anstelle eines engen Fokus auf F&E und wissenschaftsgetriebene Innovation - die allgemeine Stimulierung der Interaktion und des Wissensaustauschs zwischen einer Vielzahl von Akteuren in regionalen Innovationssystemen betont. Erste Studien implizieren, dass interaktives Lernen der Schlüssel zur Innovationstätigkeit in strukturschwachen Regionen ist, die durch ein niedriges Niveau von (Unternehmens-)F&E und einem hohen Anteil kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) gekennzeichnet sind. Wir stellen daher die Hypothese auf, dass Persönlichkeitsmerkmale, die sich auf soziale Interaktion und kollaboratives Verhalten beziehen, für die Innovationsfähigkeit strukturschwacher Regionen von entscheidender Bedeutung sind.

Um dieser Hypothese nachzugehen, wird in dieser Studie untersucht, ob die Rolle der Persönlichkeit für die regionale Innovationsfähigkeit zwischen verschiedenen Arten von Regionen variiert. Auf der Grundlage regional aggregierter Werte einzelner Big-Five-Persönlichkeitsmerkmale wird dabei festgestellt, dass nur die Extraversion einen positiven Effekt auf die Patentierung in deutschen Regionen hat. Ihr Einfluss ist in Regionen mit Entwicklungsrückstand besonders wichtig. Dieses Ergebnis wird als ein Hinweis auf die kompensatorische Rolle von Zusammenarbeit für die Innovationskraft strukturschwacher Regionen interpretiert. Auf der Grundlage des interaktiven Innovationsmodells wird argumentiert, dass insbesondere Extraversion die Konnektivität von Innovationssystemen in strukturschwachen Regionen erhöht, indem sie die Kommunikation, den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit sowohl innerhalb als auch zwischen den Regionen verbessert, was wiederum als Ausgleichmechanismus für einen Mangel an F&E in strukturschwachen Regionen dient.

Dies bedeutet, dass ein innovationspolitischer Ansatz für strukturschwache Regionen über einen engen F&E-Fokus hinausgehen und die starke interaktive Komponente der Innovationstätigkeiten in diesem Regionstyp berücksichtigen sollte. Entsprechende innovationspolitische Ansätze sollten ortssensibel sein, da interaktive Wissensströme - insbesondere für weniger F&E-intensive KMU wie z.B. eine Vielzahl von Handwerksunternehmen - in der Regel stark lokalisiert sind, verschiedene Arten von Innovation berücksichtigten sowie auf inter- und intraregionales Lernen setzen.

Für Rückfragen zu den Ergebnissen dieser Studie steht Leonie Reher zur Verfügung.
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