Nachhaltigkeit im Handwerk. DHI-Gemeinschaftsprojekt | Forschungs– und Arbeitsprogramm 2022 / 2023
Bizer, K., Thonipara, A., Meub, L. & Proeger, T. (Hrsg.) (2023). Nachhaltigkeit im Handwerk. DHI-Gemeinschaftsprojekt | Forschungs– und Arbeitsprogramm 2022 / 2023. ifh Forschungsbericht Nr. 19. Göttingen.
Deutschland und alle anderen Länder der Welt stehen vor einer sich stetig verschärfenden Rohstoff- und Energiekrise, die erhebliche ökologische, ökonomische und soziale Auswirkungen hat, deren Folgen sich erst langsam abzeichnen und die kommenden Jahrzehnte prägen werden. Vor dem Hintergrund eines Zusammenlaufens verschiedener Krisenlinien im Zuge von „Peak Everything“ (R. Heinberg) wird erst eine tiefere Bedeutung der sprichwörtlichen drei Säulen der Nachhaltigkeit deutlich: in jeder der drei Säulen werden die Folgen der Grenzen des Wachstums akut und erzwingen Anpassungsreaktionen. Dabei ist kein Bereich einzeln betroffen, sondern Gegenstand komplexer Wechselwirkungen und gegenseitiger Abhängigkeiten. Die Anpassungsreaktionen innerhalb der deutschen und europäischen Wirtschaft zielen dabei auf den Versuch einer Transformation der industriellen Produktionsweise hin zur Klimaneutralität durch Nutzung regenerativer Energie in geschlossenen Stoffkreisläufen ab. Das Handwerk hat für diese ambitionierte Zielsetzung des „Green Growth“-Pfades eine Schlüsselrolle inne, da das Schließen von Stoffkreisläufen und auch der Auf- und Umbau einer auf regenerativen Energien beruhenden Lebens- und Produktionsweise ohne die spezifischen Fähigkeiten des Handwerks schwer vorstellbar sind.
Die Eigenwahrnehmung und -darstellung des Handwerks als zentraler Akteur sowohl der Energiewende als auch der Transformation zur Nachhaltigkeit und der Schließung von Stoffkreisläufen über die Reparaturtätigkeit bieten einen wichtigen Ansatzpunkt für eine konstruktive Rolle von Handwerksbetrieben und -organisationen in der Bewegung hin zu einer klimaneutralen Produktionsweise bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung funktionsfähiger Regional- und Sozialstrukturen. Die Aufgabe der Handwerksforschung ist es, mit wissenschaftlicher Methodik in zentralen Fragestellungen objektive Informationen zur Unterstützung dieser Herausforderungen zu liefern.
Vor diesem Hintergrund ist auch dieser Sammelband zu verstehen, der die Expertise aller fünf Forschungsinstitute innerhalb des Deutschen Handwerksinstituts (DHI) verbindet, um empirisch fundierte Forschungsergebnisse zu präsentieren und gleichzeitig Implikationen dieser Erkenntnisse zu formulieren, die den Handwerksbetrieben und -organisationen sowie der Handwerkspolitik bei der Umsetzung nachhaltigkeitsbezogener Ziele und Vorhaben dient. Dabei greifen die Institute Forschungsthemen auf, die für sie aus ihrer disziplinären Perspektive von besonderer Relevanz sind. Gleichzeitig beziehen sie als roten Faden in den Einzelthemen das Thema der Reparatur im Handwerk ein und formulieren darauf aufbauend Handlungsempfehlungen.
Mein herzlicher Dank gilt allen beteiligten Autorinnen und Autoren und ihren Forschungsinstituten für ihre Beiträge zu diesem Sammelband, die als Meilenstein und Grundlage künftiger Forschung zur Nachhaltigkeit im Handwerk dienen können. Ebenso sei allen Betrieben und Personen innerhalb der Handwerksorganisationen gedankt, die für die empirische Forschung und Diskussion der Ergebnisse zur Verfügung standen. Ich bin überzeugt, dass die Forschungsergebnisse dieses Sammelbands einen wichtigen Beitrag für die Betriebe, Organisationen und politische Vertretung des Handwerks leisten können. Aus diesem Grund wünsche ich den Beiträgen des Bandes eine weite Verbreitung und fruchtbare Diskussionen zur Nachhaltigkeit im Handwerk.
Göttingen, im September 2023, Prof. Dr. Kilian Bizer, Direktor des Volkswirtschaftlichen Instituts für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh Göttingen)