Integration von Flüchtlingen durch Ausbildung im Handwerk - Potenziale, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren

Lahner, J. (2017). Integration von Flüchtlingen durch Ausbildung im Handwerk - Potenziale, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren. Göttinger Beiträge zur Handwerksforschung (Heft 14). Göttingen.

Flüchtlinge haben in Deutschland durchaus das Potenzial, sich durch eine handwerkliche Ausbil­dung nachhaltig in Arbeitsmarkt und Gesellschaft einzugliedern. Das belegt die Auswertung eines Integrationsprojekts, das gemeinsam vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusam­menarbeit und Entwicklung (BMZ) und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) im Jahr 2015 durchgeführt wurde.

Seine wissenschaftliche Begutachtung, die jetzt vom Volkswirtschaftlichen Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh) abgeschlossen wurde, kommt zu dem Schluss: Die Strukturen des Handwerks mit seinen gut ausgestatteten Bildungszentren und den kompe­tenten und bestens vernetzten Organisationen sowie der intensiven Begleitung der Lehrlinge durch die betrieblichen Ausbilder bieten gute Voraussetzungen zum Erreichen eines Lehr­abschlusses.

Die Studie zeigt aber auch, dass zur erfolgreichen Integration von Flüchtlingen aus den aktuellen Krisenherden und Kriegsgebieten vielfältige Herausforderungen rechtlicher, sprachlicher, finan­zieller, interkultureller und auch ganz persönlicher Art angenommen werden müssen. Das Pilot­projekt macht ebenso deutlich, dass die Handwerksorganisationen über kompetente Akteure auf haupt- und ehrenamtlicher Ebene verfügen, die eine intensive und geduldige Begleitung sicher­stellen können und wollen.

Von zentraler Bedeutung ist die in dem Pilotprojekt geschaffene "Kümmererfunktion". Der "Kümmerer" leistet für Teilnehmer und Ausbildungsbetrieb gleichermaßen unverzichtbare Unter­stützungsarbeit und ermöglicht die betriebliche Integration, indem private und kommunikative Anliegen und Herausforderungen angenommen und überwunden werden. Das Gutachten über das Integrationsprojekt hält daher ausdrücklich fest, dass nur mit einer begleiteten oder assis­tierten Ausbildung ein erfolgreicher Lehrabschluss in der Breite möglich zu sein scheint.

Die Projektbegleitung durch "Kümmerer" hat auch in den Ausbildungsbetrieben eine hohe Zufrie­denheit erzeugt. Denn auch wenn die Teilnehmer des Pilotprojekts deutlich mehr Engagement, Verlässlichkeit, Geschick und Flexibilität zeigten, gab es häufiger als bei anderen benachteiligten Zielgruppen Reibungspunkte z.B. wegen sprachlicher oder interkultureller Missverständnisse. Die sozialpädagogische Begleitung half auch, wenn die Ausbildungsbetriebe mit biografischen oder durch die Lebenssituation bedingten Problemen (z.B. Unterbringung in Massenunter­künften) konfrontiert waren.

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