Handwerk in regionalen Innovationssystemen – eine Webscraping-Analyse

Proeger, T., Alhusen, H., Meub, L. & Bizer, K. (2024). Handwerk in regionalen Innovationssystemen – eine Webscraping-Analyse. ifh Forschungsbericht Nr. 26. Göttingen.

Regionale Innovationssysteme (RIS) beschreiben das Zusammenwirken von Unternehmen, dem Hochschulsystem und staatlichen Akteuren, wobei die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit einer Region im Fokus steht. Dabei ist die Weitergabe innovativen Wissens aus dem Bereich von Forschung und Entwicklung (F&E) zu den Unternehmen zentral für die regionale Leistungsfähigkeit. Kleine und mittlere Unternehmen sind aufgrund ihrer Größe, fehlender Netzwerkeinbindung und inhaltlicher Entfernung zum Hochschulbereich oftmals in den institutionellen Strukturen regionaler Innovationssysteme unterrepräsentiert. Für das Handwerk gilt dies in hohem Maße, was zu einer Unterrepräsentation von Handwerksbetrieben in Institutionen der RIS führt. Eine Handlungsoption zur Unterstützung innovativer Betriebe besteht aus Sicht der Handwerksorganisationen in der gezielten Einbindung geeigneter Betriebe mit Hochschulnähe in RIS zur gleichzeitigen Unterstützung der betreffenden Unternehmen und der gesamten regionalen Innovationsfähigkeit.

Die Studie greift diese Problemlage auf und untersucht mit einer Webscraping-Analyse die Hochschulnähe von rund 21.400 niedersächsischen Handwerksbetrieben. Die Nennungen von Hochschulen auf den Betriebswebseiten werden dabei als ein wichtiger Indikator für die Möglichkeit einer leichteren Einbindung von Betrieben in RIS interpretiert. Bei der Analyse zeigt sich:

  • Rund 1,49 % der untersuchten Webseiten von Handwerksbetrieben weisen eine Hochschulnennung auf. Dies ist im Vergleich mit den Durchschnittswerten der anderen betrachteten Sektoren relativ gering.
  • Die Gewerbegruppen Bau und Ausbau, die Handwerke für den gewerblichen Bedarf und die Gesundheitshandwerke weisen häufiger Erwähnungen von Hochschulen auf.
  • Auf Ebene der Branchen mit vielen Unternehmen weisen insbesondere Hochbau, Fotoateliers, Altbausanierungen, Elektriker, Bauunternehmen und Maler breite Anknüpfungsmöglichkeiten für Kooperationen auf. Die relativ höchsten Anteile an Hochschulnennungen haben die Bereiche Akustikbau, Systemhäuser, Feinmechanik, Abdichtungstechnik, Holzbau und Holz.
  • Es besteht eine breite regionale Verteilung der Suchtreffer; somit bieten sich um alle Hochschulstandorte herum Kooperationsmöglichkeiten, die nicht auf einzelne handwerksrelevante Hochschulstandorte begrenzt sind.
  • Auch kleinere Hochschulen werden relativ häufig auf den untersuchten Webseiten genannt, was für ein nicht unerhebliches Potenzial an Handwerksbetrieben mit direktem Bezug zur Hochschule spricht.

Übergreifend zeigt diese Studie somit erstmalig grundlegende Muster im Hinblick auf die Nähe von Handwerksbetrieben zu Hochschulen, gemessen über die Hochschulnennungen auf den Webseiten. Für Handwerksorganisationen, die an der Einbindung des Handwerks in die Strukturen der regionalen Innovationssysteme interessiert sind, bieten diese Ergebnisse Anknüpfungspunkte für eine gezielte Suche und Aktivierung innovativer, hochschulnaher Betriebe.

Für Rückfragen zu den Ergebnissen dieser Studie steht Dr. Lukas Meub zur Verfügung.
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