Energieeffizienz in Handwerksbetrieben: Das E-Tool als zentrales Instrument?
Jantos, L., Thonipara, A. & Meub, L. (2025). Energieeffizienz in Handwerksbetrieben: Das E-Tool als zentrales Instrument?. ifh Forschungsbericht Nr. 29. Göttingen.
Dieser Forschungsbericht untersucht den Einsatz von Energiemanagementsystemen (EMS) im kleinbetrieblich geprägten Handwerk, insbesondere in Reaktion auf steigende Energiekosten. Diese Entwicklung macht Energieeffizienzmaßnahmen (EEM) notwendig, deren Umsetzung durch professionelle EMS unterstützt werden kann. Da bestehende EMS häufig den Bedürfnissen von Handwerksbetrieben nicht ausreichend gerecht werden, wurde innerhalb der Handwerksorganisation ein niedrigschwelliges Energie-Tool (E-Tool) entwickelt.
Die Studie fokussiert sich auf zwei zentrale Forschungsfragen: 1. Welche Faktoren beeinflussen das kleinbetrieblich geprägte Handwerk bei der Implementation von Energieeffizienzmaßnahmen? 2. Inwiefern kann das E-Tool als autonomes Energiemanagementsystem für Handwerksbetriebe dienen? Um diese Fragen zu beantworten, wurden 15 qualitative Interviews mit Handwerksbetrieben sowie Beraterinnen und Beratern für Innovation und Technologie (BIT) durchgeführt. Die Interviewergebnisse wurden anschließend mit bestehenden Erkenntnissen der Fachliteratur abgeglichen und analysiert.
Zur Forschungsfrage 1: Kleinbetrieblich geprägte Handwerksbetriebe müssen ihre limitierten Personal- und Zeitressourcen für das Tagesgeschäft priorisieren und befassen sich mit EEM nur, wenn ein deutlicher wirtschaftlicher Mehrwert erkennbar ist. Die Initiative zur Energieeffizienz stammt meist von den Geschäftsführenden. Die knappe Ressourcenausstattung von Klein- und Kleinstbetrieben des Handwerks hindert die Betriebe an Investitionen in EEM, die mit hohen Anschaffungskosten und langen Amortisationszeiten verbunden sind. Es wird antizipiert, dass marktgetriebene Mechanismen für kleinbetrieblich geprägte Handwerksunternehmen für EEM Umsetzungen eine größere Rolle spielen werden. Momentan sind diese allerdings noch nicht ausgeprägt, da versprochene Kostenvorteile durch EEM ausbleiben. Förderprogramme, die die Lücke für EEM und marktgetriebene Mechanismen (wie bspw. Kreditvergünstigungen) füllen können, sind für KMU oft zu komplex und wenig geeignet, während Betriebe in Mietobjekten zusätzlich durch strukturelle Einschränkungen an der Umsetzung von EEM mit hohem Einsparpotenzial gehindert werden.
Zur Forschungsfrage 2: Das E-Tool bietet eine niedrigschwellige Möglichkeit zu Energieverbrauchsanalysen von Handwerksbetrieben. Ein Mehrwert des E-Tools wird insbesondere in der simplifizierten und visuellen Aufbereitung der Kennzahlen und des gewerkspezifischen Vergleichs gesehen, die eine direkte Interpretation dieser ermöglicht und so Lücken hinsichtlich fehlender Qualifikationen auf Betriebsebene schließen kann. Die E-Tool-Nutzung ist aktuell aufgrund der wahrgenommenen Komplexität und der begrenzten Ressourcen in kleinbetrieblich geprägten Handwerksunternehmen stark von externer Beratung abhängig.
Sollen die Einflussfaktoren für EEM aus handwerkspolitischer Sicht positiv beeinflusst sowie der E-Tool-Nutzung als Energiemanagementsystem für Handwerksunternehmen vorangetrieben werden, schließt der Forschungsbericht mit folgenden Implikationen:
1. Herausstellen des Mehrwerts von E-Tool und EEM durch die Handwerksorganisation, z.B. durch Good-Practice-Beispiele für den Einsatz von EEM in spezifischen Gewerken, unter unterschiedlichen Eigentumsstrukturen oder über verschiedene Betriebsgrößen hinweg.
2. Anpassung der Förderprogramme an Bedürfnisse von kleinbetrieblich geprägten Handwerksunternehmen, z.B. keine absoluten Vorgaben zu Energieeinsparungen, flexiblere Zeiträume zur EEM-Adoption und in Abhängigkeit von Betriebsgrößen.
3. Integration des E-Tools zur Erfüllung regulatorischer Anforderungen bei relevanten Stakeholdern, z.B. bei Kreditvergabeprozessen, hierbei insbesondere die Integration von E-Tool-Verbrauchsanalysen, wie bspw. der CO2-Bilanz als wegweisender Indikator.
4. Langfristige Integration des E-Tools in Unternehmensstrategien zur Etablierung eines kontinuierlichen betriebsinternen Energiemanagements und zur Vorbereitung auf zukünftige Regulatorik.