Die Rolle des Handwerks auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand

Runst, P. & Ohlendorf, J. (2015). Die Rolle des Handwerks auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand. Göttinger Beiträge zur Handwerksforschung (Heft 1). Göttingen.

Die Ausgestaltung der deutschen Klimaschutzpolitik hat neben der allgemeinpolitischen Dimension auch wirtschaftspolitische Auswirkungen. So sind die Umsetzung von Energieeinsparungen, der Ausbau erneuerbarer Energien und die verbesserte Energieeffizienz von großer Tragweite für Immobilienbesitzer, deren Häuser Sanierungsbedarf haben, und für Handwerksbetriebe, die entsprechende Leistungen anbieten. Das Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk (ifh) an der Universität Göttingen hat die aus der deutschen Klimaschutzpolitik bis 2030 erwachsenden Umsatzpotenziale für das Handwerk sowie Hemmnisfaktoren und Lösungsansätze in der energetischen Gebäudesanierung ermittelt.

In der Studie werden dezidiert die Handwerksbranchen beleuchtet, mit deren Knowhow die Umsetzung der Klimaschutzziele ermöglicht wird, wobei die Wissenschaftler als die hauptsächlichen Renovierungsmaßnahmen den Austausch von Fenstern, das Dämmen von Außenwänden und Kellerdecken sowie die Erneuerung von Heizungsanlagen beschreiben. Dafür werden laut ifh im Wesentlichen 18 Gewerke vor allem des Bau- und Ausbauhandwerks benötigt. Sie können in den nächsten 15 Jahren vorsichtig geschätzt ein Umsatzvolumen zwischen 200 und 328 Mrd. Euro aus Aufträgen zur energetischen Sanierung erwarten. Die Spanne von 128 Mrd. Euro begründen die Wissenschaftler damit, dass ein Teil der Renovierungsarbeiten möglicherweise nicht ausgeführt wird, z.B. wenn der finanzielle Aufwand keinen Ertrag aus höheren Mieteinnahmen erwarten lässt oder die staatlichen Fördermittel keine ausreichenden Sanierungsanreize bieten.

Die Untersuchung benennt zudem den zunehmenden Fachkräftemangel im Handwerk als ein Problem, das dem rechtzeitigen Erreichen der von der Bundespolitik gesetzten Klimaziele entgegenstehen könnte. Die ifh-Wissenschaftler geben daher zu bedenken, ob nicht Sanierungsmaßnahmen mit hohem CO2-Einspareffekt bevorzugt gefördert werden sollten. Als ein weiteres Fazit schlägt die Studie vor, mit einer langfristigen Förderstrategie und klaren Beratungsregeln die Sanierungsgeschwindigkeit zu erhöhen, weil dann die Immobilienbesitzer weniger Unsicherheit bezüglich ihrer Sanierungsinvestitionen hätten.

Für Rückfragen zu den Ergebnissen dieser Studie steht Dr. Petrik Runst zur Verfügung.
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