Außenwirtschaftsförderung im Handwerk

Müller, K. (2004). Außenwirtschaftsförderung im Handwerk. Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien (Band 70). Duderstadt: Mecke.

Fragen eines außenwirtschaftlichen Engagements spielten im Handwerk lange Zeit nur eine untergeordnete Rolle. Dies hat sich in den letzten Jahren geändert. Immer mehr Handwerksunternehmen fanden den Weg auf ausländische Märkte und waren dabei auch durchaus erfolgreich. Einige Handwerksunternehmen haben inzwischen in speziellen Marktsegmenten sogar Weltgeltung erreicht. Zu dieser erfreulichen Entwicklung hat neben anderen Faktoren beigetragen. dass von den Handwerksorganisationen und den Wirtschaftsministerien für die außenwirtschaftsinteressierten Handwerksbetriebe diverse Fördermaßnahmen angeboten werden.

Diese Hilfen sind sehr vielschichtig und bei der Vielzahl der verschiedenen Träger ist ein Überblick hierüber nur schwer möglich. Die vorliegende Untersuchung hat sich daher zur Aufgabe gemacht, diese handwerksbezogenen Fördermaßnahmen zusammenzustellen und zu analysieren. Die Untersuchung beruht auf einer Umfrage bei sämtlichen Handwerkskammern, den großen handwerklichen Fachverbänden und den Wirtschaftsministerien von Bund und Ländern.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Außenwirtschaftsförderung für das Handwerk in den letzten Jahren beträchtlich ausgebaut worden ist. Heute findet sich bundesweit ein breites Netz an Außenwirtschaftsberatungsstellen, die fast ausschließlich bei Handwerkskammern bzw. deren Landesvertretungen angesiedelt sind. Bei der personellen Kapazität dieser Beratungsstellen sind jedoch erhebliche Unterschiede festzustellen. Eine intensive Außenwirtschaftsförderung erhalten die Handwerker vor allem bei den süddeutschen Kammern sowie in Nordrhein-Westfalen, während insbesondere in weiten Gebieten Norddeutschlands die Fördermaßnahmen für das Handwerk weitaus geringer ausfallen.

Der Ausbau der Außenwirtschaftsförderung für das Handwerk verdeutlicht, dass deren Bedeutung für das Auslandsengagement der Handwerksunternehmen vermehrt erkannt worden ist. Vieles spricht dafür, dass gerade in den Regionen, in denen die Außenwirtschaftsförderung für das Handwerk einen großen Stellenwert besitzt, in den letzten Jahren zusätzliche Handwerksbetriebe den Weg ins Ausland gefunden haben und der außenwirtschaftliche Umsatz nicht unerheblich gestiegen ist.

Aus der Untersuchung geht weiter hervor, dass eine gesonderte Außenwirtschaftsförderung für das Handwerk sinnvoll erscheint. Das Handwerk partizipiert nur in geringem Maße von der allgemeinen Außenwirtschaftsförderung, da viele Programme entweder nicht handwerksgerecht ausgestaltet sind oder von vornherein nicht auf das Handwerk zielen.

Umso wichtiger sind die Außenwirtschaftsberatungsstellen bei den Handwerksorganisationen. Diese Stellen bieten ein breites Spektrum an Hilfen für die Handwerksunternehmen an. Größere Bedeutung haben in diesem Rahmen Beratungen zu Außenwirtschaftsfragen, die Durchführung von Informationsveranstaltungen und die Organisation von Unternehmerreisen ins Ausland. Aber auch andere Aktivitäten, wie ein Angebot an Gemeinschaftsständen auf internationalen Messen oder die Durchführung von Sprachkursen bieten den Unternehmen wertvolle Hilfen. Ziel dieser Aktivitäten ist es, die grundsätzlich für Auslandsgeschäfte geeigneten Handwerksbetriebe zu sensibilisieren, bei zögernden Betrieben zu einem Abbau von mentalen Vorbehalten beizutragen und die Weitergabe von gezielten Informationen für bereits im Ausland tätige Betriebe. Die Aktivitäten werden in vielen Fällen durch öffentliche Mittel, vor allem vom Land und der EU, gefördert.

Allerdings ist die Kapazität der Außenwirtschaftsberatungsstellen bei vielen Handwerkskammern nicht ausreichend, um dieses Tätigkeitsspektrum voll abzudecken. Insbesondere bleibt zu wenig Zeit, sich um die Betriebe zu kümmern, die potenziell für ein Außenwirtschaftsengagement in Frage kommen. Hier liegt ein wichtiger Grund, weshalb es im Handwerk immer noch ein nicht unerhebliches Exportpotenzial brach liegt.

Die mögliche Aktivierung dieses Potenzials wird zusätzlich dadurch gefährdet, dass in Folge der Finanzierungskrise der Öffentlichen Hand und auch der Handwerkskammern die Gefahr besteht, dass die Außenwirtschaftsförderung zurückgefahren wird.

Aus den Ergebnissen der Untersuchung lassen sich folgende Handlungsempfehlungen ableiten:

  1. Integration einer Lehreinheit über außenwirtschaftliche Aspekte in die handwerkliche Berufsqualifikation (Meisterprüfung),
  2. Berücksichtigung der besonderen Bedingungen des Handwerks bei der Konzeption von öffentlichen Fördermaßnahmen im Bereich Außenwirtschaft,
  3. Weiterentwicklung der Vernetzung der Außenwirtschaftsberatungsstellen im Handwerk,
  4. bessere Integration der Außenwirtschaftsberatungsstellen in die übrige Kammerarbeit (Betriebsberatung, Sprachkurse),
  5. Ausbau einer länderübergreifenden Zusammenarbeit bei Außenwirtschaftsaktivitäten,
  6. Beteiligung des Handwerks am E-Trade-Center,
  7. Abbau des Fördergefälles zwischen verschiedenen Regionen Deutschlands.

Bei konsequenter Umsetzung dieser Empfehlungen dürfte es gelingen, das Auslandsengagement des Handwerks weiter auszubauen und damit zu einer Sicherung der Existenz dieser Unternehmen und zu einer Stabilisierung der Beschäftigtensituation im Handwerk beizutragen.

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