Are estimates of the “natural experiment” in the German crafts sector causal?

Fredriksen, K. & Runst, P. (2018). Are estimates of the “natural experiment” in the German crafts sector causal?. ifh Working Papers (No. 16). Göttingen.

In Kürze

  • Da Differenz-von-Differenzen-Schätzungen ohne gewisse Annahmen keine kausalen Effekte identifizieren können, lohnt es sich, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Berufszugangsregelungen im Handwerk mit Hilfe von alternativen ökonometrischen Verfahren zu untersuchen.
  • Der bereits etablierte negative Zusammenhang zwischen Berufszulassung und Markteintritt wird auch mit der synthetischen Kontrollmethode negativ bestätigt.
  • Ähnlich werden die bisherigen Ergebnisse, die nach der Deregulierung einen erhöhten Anteil an Migranten (Selbstständige und Arbeitnehmer) im Markt zeigen, bestätigt.
  • Allerdings zeigt die Verwendung der synthetischen Kontrollschätzung, dass auch Nicht-Handwerksberufe eine gute Kontrollgruppe bilden können.

„Schließlich wird festgestellt, dass, obwohl die herkömmliche Differenz-von-Differenzen-Schätzung eine geeignete Methodik darstellt, um die Effekte der Handwerksnovelle in 2004 auszuwerten, diese Reform kein „natürliches Experiment“ im Handwerk ist. Vielmehr zeigen die synthetischen Kontrollschätzungen, dass Nicht-Handwerksberufe ebenfalls eine gute Kontrollgruppe bilden können.“

(übersetzt aus dem Englischen: “Finally, it is interesting to note that while difference-in-differences appears appropriate to study the deregulation in 2004, referring to the reform as a “natural experiment in the crafts sector” as Damelang et al. (2017) does is not correct. In fact, using a more transparent method like synthetic control estimation reveals that non-crafts occupations appear to be the better counterfactual. This shows that the issue of the counterfactual may be trickier than one might expect”).

Sind Schätzungen des "Natürlichen Experiments" im deutschen Handwerk kausal?

In den letzten Jahren wurden viele Studien zu den Auswirkungen der Handwerksderegulierung von 2004 veröffentlicht. Die meisten dieser Studien nutzen Differenz-von-Differenzen-Schätzungen. Diese sind jedoch nur dann aussagekräftig, wenn sich Treatment- und Kontrollgruppe ohne die Deregulierung gleich entwickelt hätten (Parallel Trends-Annahme). Diese Annahme kann jedoch nicht abschließend geprüft werden. Die vorliegende Studie untersucht daher erneut die Auswirkungen der Deregulierung von 2004 auf die Markteintritte und -austritte von Handwerksbetrieben sowie den Anteil von Migranten und Einkommen. Im Gegensatz zu den Vorgängerstudien wird allerdings die synthetische Kontrollmethode angewendet, welche weniger starke Annahmen hinsichtlich der Entwicklung von Kontroll- und Treatmentgruppe macht.

Die Verwendung synthetischer Kontrollschätzungen ändert nichts an den Hauptaussagen der bisherigen Studien, sie lieferte allerdings einige interessante neue Erkenntnisse. Zusätzliche Informationen über die negativen Auswirkungen eines allgemeinen Konjunkturabschwungs auf den Markteintritt im Handwerk und die Integration von Migranten über das Handwerk konnten gewonnen werden. Zudem ist es interessant festzustellen, dass, obwohl der Differenz-von-Differenzen-Ansatz angemessen erscheint, um die Auswirkungen der Deregulierung im Handwerk im Jahr 2004 zu untersuchen, der Hinweis auf die Reform als "natürliches Experiment im Handwerk" nicht korrekt ist. Tatsächlich zeigt die Verwendung der alternativen Methode, dass Nicht-Handwerksberufe ebenfalls eine gute Kontrollgruppe bilden können.

Für Rückfragen zu den Ergebnissen dieser Studie steht Dr. Petrik Runst zur Verfügung.
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