Potenzialanalyse Handwerk Thüringen
Müller, K., Gelzer, A., Lankau, M. & Markworth, S. (2013). Potenzialanalyse Handwerk Thüringen. Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien (Band 92). Duderstadt: Mecke.
ifh-Studie Bd. 92 "Potenzialanalyse Handwerk Thüringen" zeigt, dass Megatrends auch Thüringens Handwerk beeinflussen. Sie ermuntert Politik und Handwerk zu unkonventionellen Maßnahmen
Der Freistaat Thüringen wird wesentlich durch das Handwerk geprägt. Sein Anteil an der Gesamtwirtschaft des Landes fällt wesentlich höher aus als im bundesrepublikanischen Durchschnitt. Existenzgründungen finden vergleichsweise häufig im Handwerk statt. Im Fünfjahresvergleich hat der Handwerksanteil an Thüringens Gesamtwirtschaft zugenommen. Diese und weitere positive Rahmendaten ermittelte das volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen (ifh) im Rahmen einer Potenzialanalyse für das Thüringer Handwerk.
Die umfangreiche Studie im Auftrag des Landeswirtschaftsministeriums weist indes auch großen Handlungsbedarf für die Zukunft der Handwerkswirtschaft in Thüringen auf. So werden der anhaltende Bevölkerungsrückgang zu spürbaren Nachfrageausfällen führen, die kommunalen Investitionen dürften stetig sinken und die Stundenverrechnungssätze sich denen der benachbarten Bundesländer weiter annähern, so dass Auftragseingänge aufgrund des Preisvorteils zurückgehen werden. Als wesentliche weitere Herausforderungen benennt die Studie Umwelt- und Klimaschutz, demografischen Wandel, europäisierte und globalisierte Märkte, die rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien sowie individualisierte Lebensstile mit teilweise ökologischer Ausrichtung. Die ifh-Untersuchung stellt sie als Megatrends heraus, aus denen sie eine Reihe von Marktchancen ableitet. Als solche handwerksbezogenen Zukunftsfelder nennt die Studie unter anderem die energetische Gebäudesanierung, die erneuerbaren Energien sowie Produkte und Leistungen in Verbindung mit dem demografischen Wandel und für Lifestyle und ökologische Nachhaltigkeit.
Die Potenzialanalyse enthält zudem Handlungsempfehlungen zur Zukunftssicherung der Handwerkswirtschaft. Sie reichen von unkonventionellen Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung (frühe Hilfen zur Berufsorientierung etwa durch Patenschaften zu Kindergärten) über Beispiele, wie sich neue Märkte entwickeln lassen (Modellwohnung mit handwerklichen Lösungen zur Barrierefreiheit, Sicherheitstechnik oder individuellem Komfort) bis hin zur Stärkung des ländlichen Raums, etwa durch Entwicklung von Handwerker-Marken für den Tourismus, sei es im Kunsthandwerk oder durch handwerklich produzierte Lebensmittel.
Gegenüber dem Freistaat Thüringen regt die Studie auch an, die vielfältige Wirtschaftsförderung dahingehend zu optimieren, dass die Förderprogramme noch gezielter auf die Bedürfnisse der meist kleinen oder mittelständischen Handwerksbetriebe zugeschnitten werden. Im Thüringer Handwerk stecke ein hohes Innovationspotenzial, das durch spezifische Landesprogramme und eine intensivere Zusammenarbeit mit den Hochschulen gezielt gefördert werden könne.