Analyse der Handwerkszählung 2008 – Kurzfassung
Müller, K. (2012). Analyse der Handwerkszählung 2008 – Kurzfassung. Göttinger Handwerkswirtschaftliche Arbeitshefte (Heft 71). Duderstadt: Mecke.
Das Handwerk bleibt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Handwerkszählung 2008 ausgewertet - Zunahme der Kleinst- und Großunternehmen
Die Unternehmensgrößen im Handwerk verändern sich deutlich; der Mittelbau der Unternehmen mit fünf bis 49 Beschäftigten geht signifikant zurück. Das hat eine Analyse der Handwerkszählung 2008 durch das Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk (ifh) an der Universität Göttingen gezeigt. Im Vergleich zum vorangegangenen Zensus 1995 ist die Unternehmenszahl im Handwerk um rund 115.000 gewachsen, die Mitarbeiterzahl um knapp 1,1 Mio. Personen gesunken, und der Gesamtumsatz hat um ca. 60,6 Mrd. Euro zugelegt. Damit stellt das Handwerk mit knapp 600.000 Unternehmen und 5 Mio. Beschäftigten in Deutschland einen wichtigen Wirtschaftsfaktor und bedeutenden Arbeitgeber dar.
Deutliche Veränderungen hat es im 17-Jahres-Vergleich bei der Einordnung einer Vielzahl von Handwerkszweigen hinsichtlich ihrer Entwicklungsmuster gegeben. Waren früher mit den sogenannten Expansions-, Kontraktions- und Konzentrationsgewerken drei Kategorien von Unternehmen definiert worden, so sind 2008 zwei neue Typen auszumachen: die Dekonzentrations- und die Polarisierungshandwerke. Zu letzteren zählt die Studie z.B. Elektrotechniker, Glaser, Raumausstatter, Kfz-Techniker oder Textilreiniger. In dieser Gruppe gewinnen Kleinstunternehmen und handwerkliche Großbetriebe an Zahl und Beschäftigten, mittlere Größenklassen (fünf bis 49 Beschäftigte) hingegen verlieren. Die Ränder gewinnen also zu Lasten der Mitte hinzu. Unter die Dekonzentrationshandwerke subsumiert das ifh z.B. Bauhandwerke wie Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, aber auch Gebäudereiniger. Bei ihnen hat die Unternehmensgröße insbesondere durch Outsourcing von größeren Unternehmen und durch viele Neugründungen in den letzten Jahren stark abgenommen. Der Unternehmensbestand ist zwar expandiert, die Zahl der größeren Unternehmen jedoch gesunken.
Die bisher schon bekannten Kategorien sind die „Expansionshandwerke“ mit durchweg steigender Betriebs- und Beschäftigtenzahl sowie wachsenden Umsätzen, wobei auch die durchschnittliche Unternehmensgröße zunimmt. Außerdem die „Kontraktionshandwerke“, zu denen aussterbende bzw. stark rückgängige Gewerke gezählt werden, die auch an Beschäftigtenzahlen und Umsätzen abnehmende Tendenz zeigen. Schließlich die „Konzentrationshandwerke“, die sich über stark steigende Unternehmensgröße bei sinkender Anzahl der Unternehmen definieren, wobei ein Beschäftigtenzuwachs nur bei den Großunternehmen verzeichnet wird.
Beim Vergleich der neuen Handwerkszählung mit der aus 1995 mussten die Wissenschaftler berücksichtigen, dass sich die Parameter der Datenerhebung inzwischen erheblich gewandelt haben. So enthält die neue Erhebung keine Angaben zu Handwerksunternehmen ohne Umsatzsteuerpflicht. Um dennoch die Entwicklung des Handwerks mit früheren Statistiken vergleichen zu können, hat das ifh die Zahl der Unternehmen ohne Umsatzsteuerpflicht aufgrund externer Daten, die der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) erhoben hat, hinzu geschätzt.