Das Handwerk in der Kultur- und Kreativwirtschaft
Müller, K., Söndermann, M. & Markworth, S. (2011). Das Handwerk in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien (Band 84). Duderstadt: Mecke.
Das deutsche Handwerk ist mit 151 Berufszweigen nicht nur ein überaus vielseitiger Wirtschaftsbereich, es setzt auch Maßstäbe in der Kultur- und Kreativwirtschaft. In deren Kernbereichen sind 2010 annähernd 16.000 Handwerksunternehmen tätig gewesen, weitere rund 40.000 müssen als kultur- und kreativwirtschaftlich relevant angesehen werden. Damit sind mehr als 55.000 in der Handwerksrolle eingetragene Unternehmen aus 74 Handwerkszweigen mit zusammen etwa 240.000 Beschäftigten und einem Umsatz von knapp 20 Milliarden Euro zur Kultur- und Kreativwirtschaft tätig.
Diese und weitere Daten hat das Volkswirtschaftliche Institut für Mittelstand und Handwerk (ifh Göttingen) an der Universität Göttingen in einer erstmals im Handwerk erhobenen Studie herausgearbeitet. Bisher gab es nur Zahlen aus der Gesamtwirtschaft, die die Wirtschaftsleistung der Kultur- und Kreativbranche abbilden. In diesem Wirtschaftsbereich, der sich nach einer Definition der Wirtschaftsministerkonferenz aus elf Teilmärkten von der Musikwirtschaft bis zur Software- und Games-Industrie zusammensetzt, erzielten – den letztverfügbaren Daten von 2009 zufolge – rund 237.000 Unternehmen mit rund einer Million Beschäftigten ein Umsatzvolumen von gut 131 Mrd. Euro. Als Kultur- und Kreativwirtschaft wird der Branchenkomplex gekennzeichnet, in dem die Akteure schöpferisch tätig sind und damit einen Impuls für Innovationen geben. Dieser Wirtschaftsbereich ist nicht nur wichtig für die Neu- und Weiterentwicklung bestimmter Güter und Dienstleistungen, sondern auch der gesamten Volkswirtschaft.
Mit der ifh-Studie werden breitgefächert empirische Daten erhoben, die eine Charakterisierung der kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivitäten im Handwerk zulassen. Bei diesen Handwerksunternehmen handelt es sich demnach zu 50 % um Soloselbstständige; ca. 93 % fallen in das Segment „Kleinstunternehmen“. Dieser Unternehmensgrößenstruktur entspricht, dass ca. ein Fünftel der Handwerksunternehmen im Nebenerwerb betrieben wird. Die Kurzfassung der Studie enthält zehn Beste-Praxis-Beispiele, die Langfassung 85 Beispiele. Zusätzlich werden in der Studie zehn kultur- und kreativwirtschaftlich relevante Handwerkszweige anhand von Steckbriefen vorgestellt.
Die Finanzierung der Studie erfolgte aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie im Rahmen der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung zusammen mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks und elf Handwerkskammern unterstützten das Vorhaben inhaltlich und operativ.
Eine Kurzfassung ist als Arbeitsheft 68 in der Schriftenreihe „Göttinger Handwerkswirtschaftliche Arbeitshefte“ erschienen. Eine englischsprachige Version dieses Arbeitsheftes finden Sie hier.