Statistische Datenquellen für das Handwerk
Müller, K. (2010). Statistische Datenquellen für das Handwerk. Göttinger Handwerkswirtschaftliche Studien (Band 81). Duderstadt: Mecke.
Um die volkswirtschaftlichen Leistungen des Handwerks beurteilen zu können, bedarf es einer fundierten Abbildung in der Statistik. In den letzten Jahren sind jedoch viele amtliche Handwerksstatistiken abgebaut worden. Vor diesem Hintergrund war es Ziel dieser Studie, einen Überblick über die gegenwärtige statistische Landschaft des Handwerks zu geben, wobei neben der amtlichen Statistik auch die organisationseigene Statistik der Handwerksorganisationen und die sonstigen Statistiken und Datenbestände, die sich für Aussagen über das Handwerk nutzen lassen, betrachtet wurden.
Insgesamt zeigt die Studie, dass die statistische Datenlage über das Handwerk zwar sehr vielfältig ist, jedoch ein verlässliches und tief gegliedertes Datengerüst, das auch zeitnahe Daten liefert, fehlt.
In einem ersten Teil findet sich eine Vorstellung der wichtigsten Handwerksstatistiken, wobei jeweils konkrete Auswertungsmöglichkeiten gezeigt werden. Am Ende eines jeden Abschnitts gibt ein kurzer Steckbrief einen Überblick über die jeweilige Statistik. Unter Handwerksstatistik werden in diesem Zusammenhang alle Statistiken bzw. Datenbestände verstanden, in denen das Handwerk entweder als Ganzes oder Teile des Handwerks abgebildet werden. Zu unterscheiden ist dabei zwischen einer Handwerksstatistik im engeren Sinne, in der ausschließlich Daten über das Handwerk enthalten sind, und Handwerksstatistiken im weiteren Sinne, in denen das Handwerk nur einen Teil der Grundgesamtheit darstellt. Weiter ist zu differenzieren, ob es sich um eine Primärstatistik handelt, der eine gesonderte Erhebung zugrunde liegt, oder ob bei einer Sekundärstatistik Verwaltungsdaten genutzt werden.
Die wichtigsten amtlichen Handwerksstatistiken sind die Handwerkszählung und die Handwerksberichterstattung. Erstere wird in ihrer neuen Form vom Statistischen Bundesamt Ende des Jahres 2010 veröffentlicht. Für die Konjunkturbeobachtung des Handwerks ist die vierteljährliche Handwerksberichterstattung zuständig, deren Daten seit 2008 ebenfalls auf Verwaltungsvorgängen beruhen. Weitere handwerksrelevante Erhebungen der Statistischen Ämter sind die Berufsbildungsstatistik, verschiedene Baustatistiken, welche auch Aussagen über die Bauhandwerke erlauben, die Verdiensterhebung, der Mikrozensus und die Umsatzsteuerstatistik.
Zusätzliche amtliche Statistiken stammen von (ehemaligen) Behörden, aus deren Arbeit wichtige Informationen resultieren, die auch für statistische Zwecke des Handwerks Verwendung finden können. Hierunter fallen die Beschäftigtenstatistiken der Bundesagentur für Arbeit, die vom IAB jährlich über eine Online-Datenbank abgerufen werden können. Die Deutsche Bundesbank veröffentlicht online eine Kreditnehmerstatistik, in der auch die Kreditzusagen an das Handwerk enthalten sind.
Die Handwerksorganisationen stellen ein breites Angebot an Statistiken über das Handwerk zur Verfügung. Die wichtigste Informationsquelle ist die halbjährlich erscheinende Betriebsstatistik, insbesondere da sie in großer räumlicher und sektoraler Differenzierung erscheint. Einen ähnlich hohen Stellenwert weisen die Berufsbildungsstatistiken auf, die sich in Lehrlingsstatistiken, Prüfungs- und Fortbildungsstatistiken untergliedern. Bei den freiwilligen Erhebungen ist in erster Linie die halbjährliche Konjunkturerhebung zu erwähnen, zumal im Kontext damit häufig Sonderumfragen zu zentralen handwerkspolitischen Themen durchgeführt werden.
Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Statistiken und Datenbestände über das Handwerk, die unter dem Begriff "sonstige Handwerksstatistik" zusammengefasst werden. Hiervon ist der jährlich erscheinende Bericht über die Wirtschaftslage des Handwerks von Creditreform hervorzuheben. Statistische Aussagen über das Handwerk können auch auf Betriebsvergleiche zurückgehen. In diesem Kontext sind auch regelmäßig erscheinende Branchenstudien, die von den Sparkassen sowie den Volksbanken und Raiffeisenbanken herausgegeben werden, zu erwähnen.
In einem zweiten Teil der Studie werden methodische Fragen erläutert. So findet eine Diskussion statt, welche Probleme bei einer Gewichtung und Hochrechnung der Ergebnisse oder bei der Nutzung von Verwaltungsdateien auftreten. Ein häufiges Problem ist die Erfassung der Handwerkseigenschaft, da die meisten Statistiken über das Handwerk hinausgehen. Dies gilt insbesondere bei dem Versuch, über die Wirtschaftszweigklassifikation oder die Klassifikation der Berufe auf das Handwerk oder auf bestimmte Handwerkszweige zu schließen. Bei der Auswertung und Veröffentlichung der Ergebnisse muss beachtet werden, inwieweit eine räumliche oder sektorale Gliederung möglich ist. Bei der Nutzung von verschiedenen Handwerksstatistiken ist zu klären, ob diese auf den gleichen methodischen Grundlagen beruhen. Ist dies nicht der Fall, sollten Ergebnisse nicht nebeneinander verwendet werden. Dies wird an einigen Beispielen für verschiedene Merkmale aufgezeigt.
Am Ende der Veröffentlichung werden einige Vorschläge zur Verbesserung der statistischen Datenlage über das Handwerk unterbreitet. Diese betreffen bspw. den gesonderten Ausweis des Handwerks in allen Statistiken, zu denen Handwerksbetriebe melden, die Abbildung des Handwerks nach zusätzlichen Merkmalen, die Heranziehung weiterer Verwaltungsdaten oder auch die bessere Nutzung der organisationseigenen Statistik.