Berufliche Bildung in der Entwicklungszusammenarbeit - Elemente einer Neuorientierung
Lahner, J. & Cisz, K. (2004). Berufliche Bildung in der Entwicklungszusammenarbeit - Elemente einer Neuorientierung. Göttinger Handwerkswirtschaftliche Arbeitshefte (Heft 55). Göttingen.
Nicht die einfache Übertragung eines Referenzmodells, sondern die Berücksichtigung der nationalen Spezifika sowie die Partizipation der Akteure im Zielland erlauben einen nachhaltigen und breitenwirksamen Beitrag der Berufsbildungszusammenarbeit zur Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern.
Dies ist eines der wesentlichen Ereignisse einer Konferenz von Berufsbildungsexperten aus der Entwicklungszusammenarbeit, die im Frühjahr dieses Jahres an der Fachhochschule Nordhausen stattfand. Die Organisation und Durchführung lag beim Seminar für Handwerkswesen an der Universität Göttingen. Die vollständigen Ergebnisse dieser Konferenz sind in diesem Göttinger Handwerkswirtschaftlichen Arbeitsheft dokumentiert.
Ziel der Konferenz war es, die Erstellung eines Positionspapiers “Entwicklungszusammenarbeit im Bereich der beruflichen Bildung” anlässlich des Dritten Internationalen UNESCO-Kongresses im Oktober 2004 inhaltlich vorzubereiten. Dabei mussten zunächst die veränderten oder neuen entwicklungspolitischen Parameter, die in der jüngeren Vergangenheit durch die internationale Gemeinschaft bzw. die Bundesregierung gesetzt wurden, berücksichtig werden.
Zentraler Gegenstand des weiteren Konferenzverlaufs war eine komparative Analyse der Berufsbildungszusammenarbeit. Zu diesem Zweck wurden die aktuellen internationalen Erkenntnisse und Erfahrungen im Sinne von „Lessons Learned“ reflektiert und für das das geplante Positionspapier aufbereitet. Die anwesenden Experten versuchten in diesem Zusammenhang einerseits die Stärken des deutschen Referenzsystems zu identifizieren. Demnach gehören dazu
- die Kombination von Lernen und Arbeiten und damit auch Integration von Theorie und Praxis, mithin eine große Marktnähe des deutschen Berufsbildungssystems,
- ein ausdifferenziertes Prüfungswesen mit Kammerbeteiligung,
- das ausgeprägte Informationswesen bezüglich Berufsbildung,
- umfassende Zertifizierungs- und Standarisierungsmaßnahmen,
- die Entwicklung neuer Ausbildungsbereiche wie E-Learning und Umweltbildung sowie
- die traditionsreiche akademische Berufspädagogik und Lehrerbildung.
Zugleich aber wurden auch die wesentlichen Erfahrungen der Berufsbildungszusammenarbeit kritisch durchleuchtet, um auf diese Weise Erkenntnisse für die Formulierung perspektivischer Ansätze zu gewinnen. Ein Beispiel hierfür ist die Abkehr von den Versuchen, Berufsbildungssysteme einfach zu übertragen, ohne die speziellen Merkmale und Erfordernisse der Zielländer in genügender Weise zu berücksichtigen.
Als leitende Grundprinzipien der Berufsbildungszusammenarbeit kristallisierten sich in der Diskussion die Nachhaltigkeit und eine hinreichende Breitenwirksamkeit heraus. Daran muss sich nach Ansicht der Teilnehmer die künftige Förderung der Beruflichen Bildung in Entwicklungsländern orientieren. Wesentliche Elemente einer entsprechenden Förderung wurden formuliert und finden sich in der nun vorliegenden Publikation wieder.