Der EURO aus Sicht des Handwerks
Seminar für Handwerkswesen (Hrsg.) (1998). Der EURO aus Sicht des Handwerks. Kontaktstudium Wirtschaftswissenschaft 1997. Duderstadt: Mecke.
Die Wirtschaft muß mit der Einführung des EURO zum 1. Januar 1999 rechnen, nachdem sich in dieser Frage ein immer breiterer Konsens in politischen Kreisen abzeichnet. Die Europäische Währungsunion ist für viele Betriebe eine größere Herausforderung als die Einführung des Europäischen Binnenmarktes. Die Wirtschaftspolitik muß die Union als Stabilitätsgemeinschaft sichern; die Unternehmen sind gehalten, die entsprechenden betriebsnotwendigen Umstellungen mit möglichst geringen Kosten durchzuführen.
Hierbei sehen sich die Handwerksbetriebe in besonderem Maße gefordert, nachdem bisher die Internationalisierung der Wirtschaft für sie keine radikalen direkten Konsequenzen hatte. Die Handwerksmeister, welche traditionell eher auf produktionstechnische Fragen fixiert sind, müssen sich nun zwangsläufig mit der durch die Einführung des EURO bedingten Umstellung im kaufmännischen Bereich auseinandersetzen.
Hierdurch entsteht ein beträchtlicher Beratungsbedarf, der insbesondere von den handwerklichen Betriebsberatern wahrgenommen werden kann. Gegen diesen Hintergrund veranstaltete das Seminar für Handwerkswesen an der Universität Göttingen im Herbst 1997 zwei Fortbildungslehrgänge, an denen zahlreiche Unternehmensberater der Handwerksorganisation teilnahmen. Für die Veranstaltungen konnten Referenten gewonnen werden, die sich schon seit längerer Zeit intensiv mit der Einführung des EURO befaßt haben. Ihre Beiträge bilden den Inhalt der Veröffentlichung.
Folgende Ergebnisse verdienen festgehalten zu werden:
Das Handwerk steht derzeit der Einführung des EURO noch sehr skeptisch gegenüber. Dies liegt jedoch zu einem erheblichen Teil daran, daß die Betriebe hierüber sehr schlecht informiert sind. Umfragen haben gezeigt, daß die Handwerksbetriebe einer Einführung des EURO eher positiv gegenüberstehen, wenn sie mehr Informationen haben.
Das Interesse des Handwerks gilt bislang vor allem den gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen der Einführung des EURO. Die konkreten Anforderungen an den einzelnen Betrieb werden bisher kaum beachtet. Dem entspricht, daß nur wenige Handwerksbetriebe bislang Vorbereitungen zur Einführung des EURO unternommen haben. Von den verschiedenen Vorteilen, die als Vorteile des EURO immer angeführt werden, kann das Handwerk unmittelbar kaum profitieren. Bspw. fällt die Erleichterung eines Auslandsengagements durch den EURO für das Handwerk kaum ins Gewicht, da nur wenige Handwerksbetriebe im Ausland tätig sind und diese meist in DM fakturieren.
Negativ sind die anfallenden Umstellungskosten zu bewerten. Die Umstellung bietet allerdings auch die Chance auf eine Neuorganisation von Betriebsabläufen bzw. die Reduktion von betrieblichen Schwachstellen. Weitaus gravierende Nachteile würden für das Handwerk eintreten, wenn es eine doppelte Währungsphase und eine doppelte Preisauszeichnung gibt. Gegenwärtig sieht es in dieser Hinsicht jedoch nach einer betriebsfreundlichen Regelung aus.
Insgesamt läßt sich feststellen, daß das Handwerk in kurzfristiger Sicht kaum vom EURO profitieren kann, jedoch in jedem Fall Kosten auf die Betriebe zukommen. Diese Kosten sind mittelfristig jedoch zu vernachlässigen. Bedeutsamer für das Handwerk sind dann die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen. Wie diese konkret ausfallen, läßt sich heute noch nicht eindeutig vorhersagen.
Inhalt des Bandes:
Friedrich Heinemann
Die Theorie der optimalen Währungsräume und die politische Reformfähigkeit - ein vernachlässigtes Kriterium
Detlev Hammann
Der Weg zum EURO. Historische und rechtliche Aspekte der Einführung
Klaus Müller
Die Betroffenheit des Handwerks durch den EURO
Eckhard Markmann
Vorbereitung der Kreditinstitute auf den EURO und Hilfen für die Handwerksbetriebe
Jürgen Schäfer
Vorbereitung der Handwerksbetriebe auf den EURO
Thorsten Keil
Konsequenzen für die Kfz-Unternehmen durch die Einführung des EURO
Johann Kain
Vorbereitung der österreichischen Klein- und Mittelbetriebe auf den EURO