Kleinbetriebliche Wirtschaftsstruktur und regionale Resilienz in Krisenzeiten (DHI)
Ansprechpartner
Bearbeitung
Kooperationspartner
Auftraggeber
Projektlaufzeit
Projektziele
Regionalspezifische Faktoren haben einen Einfluss auf die Resilienz von Regionen in konjunkturellen Krisenzeiten. Erste Forschungsergebnisse des ifh Göttingen geben Hinweise darauf, dass ein hoher Anteil kleiner (Handwerks-) Unternehmen sowie ein höheres Maß an ländlicher Prägung einer Region in der Corona-Krise zu einem geringeren Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt hat.
Als ein Grund ist anzunehmen, dass kleinere Unternehmen weniger geneigt sind, Entlassungen vorzunehmen, da personengebundenes Humankapital für sie eine zentrale Ressource darstellt. Gerade im ländlichen Raum mit stark kleinbetrieblichen Strukturen trägt dies zur Stabilisierung der Beschäftigungslage bei und zur langfristigen Bindung von Fachkräften. Gleichzeitig ist zu erwarten, dass kleinere Unternehmen aufgrund ihrer hohen lokal-regionalen Verankerung weniger stark in internationale Lieferketten eingebunden sind, welche von globalen Krisen erfasst werden. Schließlich ist denkbar, dass der regionale Absatzmarkt mit Produkten und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs eine stetigere Basis als die Herstellung solcher Produkte bildet, deren Konsum in Krisenzeiten aufgeschoben werden kann.
Dennoch bleibt zu untersuchen, ob kleinere Unternehmen tatsächlich regionaler aufgestellt und im Gegensatz zu großen Unternehmen dadurch weniger auslandsaffin sind. Kleine Unternehmen verfügen seltener über die Humanressourcen, um Vorschriften im internationalen Geschäft zu identifizieren und umzusetzen. Doch ist unklar, ob dies Einfluss auf ihren Auslandserfolg hat, oder ob die fehlenden Ressourcen aufgrund der Unternehmensgröße mit größerer Flexibilität ausgeglichen werden können.
Schließlich bleibt zu klären, ob kleine, international tätige Handwerksbetriebe tatsächlich erfolgreicher sind, also Handwerksbetriebe, die nur regional tätig sind. Erfahrungen der Außenwirtschaftsberater in der Handwerksorganisation in der Finanzkrise deuten beispielsweise darauf hin, dass Betriebe mit einem Standbein in anderen Ländern die Konjunkturschwankungen im Inland besser ausgleichen konnten. In diesem Zusammenhang bliebe auch zu klären, ob Handwerksbetriebe mit regelmäßigen Auslandseinsätzen Vorteile bei der Gewinnung von Fachkräften haben und so ihr Inlandsgeschäft besser sichern können.
Um jedoch belastbare wissenschaftliche Aussagen zum Zusammenhang zwischen handwerks-typischen Unternehmenseigenschaften und regionaler Resilienz zu ermöglichen, wird im Projekt eine zeitlich und räumlich breite Regionalanalyse durchgeführt. Die zeitliche Erweiterung bietet die Möglichkeit, neben der aktuellen Corona-bedingten Krise auch frühere Wirtschaftskrisen (bspw. die Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009) einzubeziehen. Eine Erweiterung auf weitere europäische Regionen ermöglicht hierbei die Verallgemeinerung der Ergebnisse und das Aufzeigen nationaler Besonderheiten im Hinblick auf die volkswirtschaftliche Rolle der Handwerkswirtschaft.
Publikationen im Projekt
Runst, P. & Thomä, J. (2023). Unternehmensgröße und regionale Resilienz. ifh Forschungsbericht Nr. 16. Göttingen. Download der Studie