Arbeitnehmerbeteiligung im Handwerk (MW Nordrhein-Westfalen, WHKT)

Bearbeitung

Dr. Jörg Thomä

Auftraggeber

Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen, Westdeutscher Handwerkskammertag e. V.

Projektlaufzeit

08/2013 - 02/2014

Projektziele

© Andrii Yalanskyi/Shutterstock.com
© Andrii Yalanskyi/Shutterstock.com

Im Projekt wurde der Frage nachgegangen, in welchen Bereichen sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des nordrhein-westfälischen Handwerks ehrenamtlich bzw. freiwillig engagieren und welche wirtschaftliche Bedeutung dieser Tätigkeit zukommt.

Die Ergebnisse einer empirischen Erhebung machen zunächst deutlich, dass die Ehrenamtsträger der handwerklichen Arbeitnehmerseite über ein hohes formales Qualifikationsniveau und langjährige Berufserfahrung verfügen. Fast alle der befragten Arbeitnehmervertreter sind im Bereich des Prüfungswesens aktiv. Beim Großteil dieser Ehrenamtsträger handelt es sich um Mitglieder eines Gesellen- bzw. Abschlussprüfungsausschusses. Von den Arbeitnehmervertretern, die im Bereich der handwerklichen Selbstverwaltung tätig sind, engagieren sich dagegen die mit Abstand meisten in Gesellenausschüssen von Innungen.

Ein ehrenamtliches Engagement im Handwerk muss dabei keineswegs auf die Ausübung einer einzelnen Funktion beschränkt sein. Nach den vorliegenden Befragungsergebnissen sind von den im Bereich des Prüfungswesens aktiven Arbeitnehmern fast drei Viertel parallel dazu auch im Bereich der handwerklichen Selbstverwaltung tätig. Innerhalb dieser beiden Engagementbereiche erstreckt sich zudem jeweils bei einigen der befragten Arbeitnehmervertreter das persönliche Engagement auf die gleichzeitige Ausübung von mehreren Ehrenamtsfunktionen. Diesen Umstand gilt es sich vor Augen zu halten angesichts des hohen individuellen Zeitaufwands der Befragten: Ein Arbeitnehmervertreter des nordrhein-westfälischen Handwerks wendet für Tätigkeiten in der Selbstverwaltung und im Prüfungswesen im Monat in der Summe durchschnittlich 11,3 Stunden auf.

Von den Teilnehmern der Arbeitnehmerbefragung ist die Mehrzahl auch außerhalb der Handwerksorganisation ehrenamtlich bzw. freiwillig tätig. Für das Engagement in handwerksexternen Gesellschaftsbereichen (z.B. Politik, Sport, Schule usw.) wendet ein Arbeitnehmervertreter pro Monat durchschnittlich 14,6 Stunden auf. Auch in diesem Falle werden häufig verschiedene Funktionen parallel ausgeübt. Somit führt das Beispiel der Arbeitnehmerseite anschaulich vor Augen, dass Ehrenamtsträger des Handwerks wichtige Stützen der Zivilgesellschaft sind.

Die Ergebnisse einer Nutzen-Kosten-Betrachtung führen die hohe wirtschaftliche Bedeutung vor Augen, die das ehrenamtliche Engagement der Handwerksbeschäftigten hat. Werden die beiden handwerklichen Engagementbereiche "Selbstverwaltung inkl. Interessenvertretung" und "Prüfungswesen" zusammen betrachtet, so ergibt sich in Abhängigkeit vom veranschlagten Stundensatz und bezogen auf das Jahr 2012, dass sich der auf die Tätigkeit der Arbeitnehmervertreter des nordrhein-westfälischen Handwerks zurückzuführende Nettonutzen zwischen 1,61 und 3,93 Mio. Euro bewegt. Mit rund 89 % entfällt hiervon der größte Teil auf das Prüfungswesen.

Wird im Falle des Prüfungswesens zusätzlich noch eine Alternativkostenbetrachtung angestellt, indem als Bewertungsmaßstab die Personalkosten eines Lehrers dienen, dann beläuft sich allein für die ehrenamtliche Prüfertätigkeit von Arbeitnehmern des nordrhein-westfälischen Handwerks der Nettonutzen stattdessen für das Jahr 2012 auf 5,02 Mio. Euro. Hieran zeigt sich die volkswirtschaftliche Relevanz insbesondere dieser Form des handwerklichen Ehrenamts. Denn ohne das Engagement der Arbeitnehmer (und dem der Arbeitgeber) müssten umfangreiche hoheitliche Aufgaben in der Berufsbildung letztlich von staatlichen Instanzen selbst übernommen werden.

Publikationen im Projekt

Thomä, J. (2014). Wirtschaftliche Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im nordrhein-westfälischen Handwerk. Westdeutscher Handwerkskammertag (Hrsg.). Düsseldorf. Download der Studie

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